Dem gegenüber kann die mit Software
entwickelte Musik Räume erschaffen, die real gar
nicht existent sind. Entsprechend welchen Hall- oder
Echofilter man auf einen Klang setzt, erzeugt man die
Illusion, der Klang sei in einer Garage, in den Bergen
oder in einem kleinen Zimmer, usw. erzeugt worden. Es mag
heute keine Tonaufnahme mehr geben, die nicht mithilfe
dieser Mittel nachgearbeitet wird. Das Sounddesign des Films zielt dabei jedoch nicht
nur auf die Verbesserung der Tonqualität ab, sondern
setzt Klänge und Geräusche gerne dazu ein,
seinen Zuschauer psychologisch zu beeinflussen. Da
unserere Kommunikation in erster Linie auf visuelle
Signale gerichtet ist, sind wir uns meist gar nicht
bewusst, wie sehr unsere Nerven mittels des Sounddesigns
auf Hochtouren gehalten werden. Im ersten Textfenster ging ich bereits auf unsrere
veritablen Fähigkeiten ein, Geräusche auf
Ereignisse zurückzuführen. Zwar befindet sich
die Ausbildung unseres Gehörs auf dem unteren
Mittelfeld im Vergleich mit der Tierwelt, doch auch uns
dient das Gehör als Schutzfunktion, um möglichst
schnell Gefahren erkennen zu können. Einen Panzer
oder Bären werden wir um eine beträchtliche
Zeitspanne früher hören, bevor er sich sichtbar
macht. Mit dieser Warnfunktion spielt gerne der Film, wenn
zum Beispiel Geräusche der folgenden Szene noch in
der alten eingespielt werden. Beim Zuschauer entsteht eine
Irritation, der Adrenalinspiegel steigt und das
Erlebnisgefühl ist gesteigert. Die Dramaturgie des
Sounds geleitet uns durch den Film. Wann welches
Geräusch in welcher Stärke oder Feinheit zu uns
tritt, sagt uns, wen wir mögen sollen, und wann es
gefährlich wird. Ein Schreck wird meistens durch den
Klang verursacht, nicht durch das Bild. Natürlich ist der Einsatz von Effekten mit
Salz zu vergleichen: Zuviel davon wird ungenießbar.
Ein gutes Sounddesign jedoch macht selbst aus
alltäglichen Szenen einen atmosphärischen
Genuß, handele es sich dabei um das leichte
Knirschen unter den Fußsohlen, das Zuschlagen einer
Türe oder die Stille vor dem großen
Schreck. Erstaunlicher Weise korrigiert das Gehirn sogar
Unstimmigkeiten zwischen Klang und Bild zugunsten des
Klanges. Sieht man eine Straße, auf der sich niemand
befindet und doch hört man Stimmen, so wird das
Gehirn der Überzeugung bleiben, das sich dort einige
Menschen befunden haben. Das deutlichste Beispiel dafür, wie
Klänge physisch nicht existente Körper
erschaffen können, gibt wohl manche
Klanginstallation. Hier weiß man zwar, dass die
Körper real nicht vorhanden sind, und trotzdem sehen
wir geistig Kugeln, die an der Decke rollen, gegen
Wände prallen, in Röhren plumpsen o. ä. Für den Tanz
bietet Sounddesign eine wunderbare Möglichkeit, sehr
flexibel Bühnenbilder zu erschaffen. Ich
persönlich wundere mich, dass Sounddesign auf der
Bühne relativ wenig genutzt wird. Das fehlende Budget
mag hier eine Rolle spielen, denn Theater können bei
Weitem nicht so viel Geld einspielen wie z. B. ein Film. |
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